Corpo Celeste: Realistische, reportagehafte Coming-of-Age-Story, zynisch und ironisch erzählt von einem Regietalent (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Wir befinden uns in einer kleinen Stadt in Kalabrien, wo antike Palazzi neben fürchterlichen Bauruinen stehen. Das Meer scheint so nah und ist doch so unerreichbar fern. Hier wurde die dreizehnjährige Marta (Yle Vianello) geboren. Zehn Jahre verbrachte sie mit ihrer Mutter und der grösseren Schwester in der Schweiz. Jetzt ziehen sie wieder zurück in ihre Heimatstadt. Teenager Marta ist verschlossen und hellwach zugleich. Wissbegierig saugt sie Eindrücke, Geräusche und die Gerüche der für sie neuen Umgebung auf. Ihre Firmung steht demnächst an. Marta folgt unwillig dem althergebrachten Ritual des süditalienischen Katholizismus mit grosser Skepsis. Bald realisiert das junge Mädchen, dass sie ihren eigenen Weg gehen muss ...
Kritik: Die Jungregisseurin Alice Rohrwacher, Schwester der bereits etablierten Schauspielerin Alba Rohrwacher, versucht mit „Corpo Celeste“, die Geschichte vom Erwachsenwerden mit dem Thema einer schwierigen Rückkehr der italienischen Auswanderer zu vermischen. Feinfühlig und adäquat von Yle Vianello interpretiert, führt uns Rohrwacher diese junge Frau in ihrer süditalienischen Heimat näher. Eine Welt, in der Ignoranz und die Kirche regiert. Wo sich der Pfarrer mehr für Politik als für das Wohl seiner Gemeinde interessiert. Rohrwachers Seitenhiebe gegen den Klerus sind aber nicht sehr tiefgreifend und eher als ironisch zu empfinden. Fast dokumentarisch inszeniert und sowohl von professionellen wie auch Laiendarstellern eindrücklich gespielt, wirkt „Corpo Celeste” sehr authentisch und stimmig. Das nicht in allen Belangen gelungene eindringliche Erstlingswerk gibt jedoch Anlass zur Hoffnung, dass man von dieser talentierten Regisseurin noch einige interessante Werke erwarten kann.
Fazit: Neo-Regisseurin Alice Rohrwachers Coming-of-Age-Drama ist ein feinfühliges Debüt, kritisch distanziert und in realistischer Form inszeniert.
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